Von Lukas Böhnlein
Beitrag ursprünglich gesendet am 11.12.2014 bei OS Radio
Musik entsteht heute überwiegend elektronisch. Oft produzieren Musiker ihre Stücke am Computer. Gibt es bald also keine Musikinstrumente mehr? Oder finden wir sie nur noch im Museum, neben der mechanischen Schreibmaschine und den antiken Tonscherben? Und was bedeutet das für live Konzerte? Lukas Böhnlein sprach darüber mit dem Musikwissenschaftler Arne Bense und produzierte diesen Radiobeitrag für den Unifunk Osnabrück, der bei OSRadio gesendet wurde.
Aus diesem Interview mit Arne Bense entstanden übrigens auch diese 10 Tipps, wie du elektronische Musik live auf die Bühne bringen kannst.
Weiterführende Links
Auf der Seite der Universität Osnabrück über Arne Bense findest du neben Informationen zu Ihm auch seine angebotenen Lehrveranstaltungen: http://www.musik.uni-osnabrueck.de/forschung/musik_und_medientechnologie/personen/dr_arne_bense.html
Musikprojekte von Arne Bense:
Stil & Bense: http://stilundbense.de/
Etangō: http://www.e-tango.de/
Hier der Text zum Beitrag
Track:
Stil & Bense - Lost & Found feat. kATTA
(ca
5 Sek.)
(Fade out: Musik
weiter leise im Hintergrund)
Virtuelle
Musikinstrumente lösen in der modernen Musikproduktion akustische
Instrumente immer mehr ab. Hier im Lied „Lost & Found”, das
gerade läuft sind traditionelle und virtuelle Instrumente
gleichzeitig dabei.
(Musik: Fade in / fade
out)
Es
ist ein neues Werk des Duos „Stil und Bense“. Ein Namensgeber und
Mitglied des Duos ist der Musikwissenschaftler Arne Bense.
Hauptberuflich lehrt und forscht er als Wissenschaftlicher
Mitarbeiter an der Universität Osnabrück im Bereich der
elektronischen Musik. Er selbst spricht lieber von Medienmusik.
(Musik:
Fade out)
O-Ton:
Medienmusik
15 Sek.
Ich
meine die meisten akustischen Instrumente oder traditionellen
Instrumente hören wir durch Medien, durch Lautsprecher. Also der
Anteil der Musik, die wir ohne mediale Vermittlung hören ist sehr
sehr gering.
Bense
beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, was Instrumente sind.
Für Ihn kann alles zu einem Instrument werden, was Töne erzeugen
kann. Also auch eine Software. Musiker werden daher auch in Zukunft
auf Instrumenten spielen. Nur werden diese wohl anders aussehen und
immer wieder weiterentwickelt. Das ist nichts Neues: Auch das Klavier
war beispielsweise ein großer Fortschritt in der Geschichte der
Musikinstrumente. Nun ein weiterer Fortschritt:
Durch
die elektronische Klangerzeugung ergeben sich nun wieder viele neue
Möglichkeiten: Neue Sounds, Rhythmen und Melodien, die Musikern auf
traditionellen Instrumenten gar nicht oder nur schwer spielen
könnten. Konzerte könnten so aber auch langweilig wirken.
O-Ton:
Laptop
24 Sek.
Es
gibt natürlich dieses immer wiederkehrende Klischee, und jetzt bring
ich es auch noch mal, des elektronischen Musikers da auf der Bühne,
der nur in sein Gerät auf den Bildschirm schaut und in der Regel
leuchtet da von der anderen Seite des Gerätes so ein angebissener
Apfel. Und man weiß nicht genau, guckt der jetzt seine E-Mails nach
oder ist er bei Facebook oder was passiert da eigentlich.
Die
meisten Künstler spielen aber nicht einfach ein fertig aufgenommenes
Konzert ab. Meistens werden nur einzelne Elemente vorher produziert
–sogenannte Loops und Samples. Der Ablauf eines Stückes ist dann
nicht mehr zwangsläufig von vorneherein festgelegt. Ein Musiker kann
während dem Konzert in jedem einzelnen Moment spontan entscheiden,
wie es weitergehen soll. Dabei kann er auf die Stimmung des Publikums
reagieren.
Und
neue elektronische Geräte, können das auch sichtbar machen:
O-Ton:
Datenhandschuh
21 Sek.
Man
ist ja nicht beschränkt auf den Computer und die Computertastatur.
Sondern man kann heutzutage über Bewegung, verschiedene Sensoren
etc. Sounds steuern. Es gibt relativ früh schon Experimente mit so
Datenhandschuhen Musik zu steuern, die man sich dann so überstreift.
Neben
diversen Controllern zum Steuern von Computerprogrammen sieht Bense
eine weitere Möglichkeit in der Visualisierung von Musik. Viele
Musiker setzten Videos und Animationen ein um ihre Konzerte
interessanter zu machen. Das könnte aber dazu führen, dass Videos
über eine mangelnde Live-Show hinwegtäuschen. Er selbst spielt
aber auch gerne Gitarre live zu seinen eigenen Stücken. Akustische
und elektronische Instrumente bereichern sich also gegenseitig und
stehen nicht unbedingt in Konkurrenz zueinander.
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