12. Januar 2017

Gibt es bald keine Musikinstrumente mehr?

Von Lukas Böhnlein
Beitrag ursprünglich gesendet am 11.12.2014 bei OS Radio

Musik entsteht heute überwiegend elektronisch. Oft produzieren Musiker ihre Stücke am Computer. Gibt es bald also keine Musikinstrumente mehr? Oder finden wir sie nur noch im Museum, neben der mechanischen Schreibmaschine und den antiken Tonscherben? Und was bedeutet das für live Konzerte? Lukas Böhnlein sprach darüber mit dem Musikwissenschaftler Arne Bense und produzierte diesen Radiobeitrag für den Unifunk Osnabrück, der bei OSRadio gesendet wurde.




Aus diesem Interview mit Arne Bense entstanden übrigens auch diese 10 Tipps, wie du elektronische Musik live auf die Bühne bringen kannst.




Weiterführende Links

 

In seinem Blog schreibt Arne Bense über elektronische Musik, über virtuelle Musikinstrumente und viele weitere Themen: http://www.therestlessmachine.de

Auf der Seite der Universität Osnabrück über Arne Bense findest du neben Informationen zu Ihm auch seine angebotenen Lehrveranstaltungen: http://www.musik.uni-osnabrueck.de/forschung/musik_und_medientechnologie/personen/dr_arne_bense.html

Musikprojekte von Arne Bense:

Stil & Bense: http://stilundbense.de/

Etangō: http://www.e-tango.de/


Hier der Text zum Beitrag


Track: Stil & Bense - Lost & Found feat. kATTA (ca 5 Sek.)
(Fade out: Musik weiter leise im Hintergrund)
Virtuelle Musikinstrumente lösen in der modernen Musikproduktion akustische Instrumente immer mehr ab. Hier im Lied „Lost & Found”, das gerade läuft sind traditionelle und virtuelle Instrumente gleichzeitig dabei.
(Musik: Fade in / fade out)
Es ist ein neues Werk des Duos „Stil und Bense“. Ein Namensgeber und Mitglied des Duos ist der Musikwissenschaftler Arne Bense. Hauptberuflich lehrt und forscht er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Osnabrück im Bereich der elektronischen Musik. Er selbst spricht lieber von Medienmusik.
(Musik: Fade out)

O-Ton: Medienmusik 15 Sek.
Ich meine die meisten akustischen Instrumente oder traditionellen Instrumente hören wir durch Medien, durch Lautsprecher. Also der Anteil der Musik, die wir ohne mediale Vermittlung hören ist sehr sehr gering.

Bense beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, was Instrumente sind. Für Ihn kann alles zu einem Instrument werden, was Töne erzeugen kann. Also auch eine Software. Musiker werden daher auch in Zukunft auf Instrumenten spielen. Nur werden diese wohl anders aussehen und immer wieder weiterentwickelt. Das ist nichts Neues: Auch das Klavier war beispielsweise ein großer Fortschritt in der Geschichte der Musikinstrumente. Nun ein weiterer Fortschritt:
Durch die elektronische Klangerzeugung ergeben sich nun wieder viele neue Möglichkeiten: Neue Sounds, Rhythmen und Melodien, die Musikern auf traditionellen Instrumenten gar nicht oder nur schwer spielen könnten. Konzerte könnten so aber auch langweilig wirken.


O-Ton: Laptop 24 Sek.
Es gibt natürlich dieses immer wiederkehrende Klischee, und jetzt bring ich es auch noch mal, des elektronischen Musikers da auf der Bühne, der nur in sein Gerät auf den Bildschirm schaut und in der Regel leuchtet da von der anderen Seite des Gerätes so ein angebissener Apfel. Und man weiß nicht genau, guckt der jetzt seine E-Mails nach oder ist er bei Facebook oder was passiert da eigentlich.


Die meisten Künstler spielen aber nicht einfach ein fertig aufgenommenes Konzert ab. Meistens werden nur einzelne Elemente vorher produziert –sogenannte Loops und Samples. Der Ablauf eines Stückes ist dann nicht mehr zwangsläufig von vorneherein festgelegt. Ein Musiker kann während dem Konzert in jedem einzelnen Moment spontan entscheiden, wie es weitergehen soll. Dabei kann er auf die Stimmung des Publikums reagieren. Und neue elektronische Geräte, können das auch sichtbar machen:


O-Ton: Datenhandschuh 21 Sek.
Man ist ja nicht beschränkt auf den Computer und die Computertastatur. Sondern man kann heutzutage über Bewegung, verschiedene Sensoren etc. Sounds steuern. Es gibt relativ früh schon Experimente mit so Datenhandschuhen Musik zu steuern, die man sich dann so überstreift.


Neben diversen Controllern zum Steuern von Computerprogrammen sieht Bense eine weitere Möglichkeit in der Visualisierung von Musik. Viele Musiker setzten Videos und Animationen ein um ihre Konzerte interessanter zu machen. Das könnte aber dazu führen, dass Videos über eine mangelnde Live-Show hinwegtäuschen. Er selbst spielt aber auch gerne Gitarre live zu seinen eigenen Stücken. Akustische und elektronische Instrumente bereichern sich also gegenseitig und stehen nicht unbedingt in Konkurrenz zueinander.


2 Kommentare:

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